25.05.2008

Ein Wechselbad der Gefühle

Das 36. internationale 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring war für das Wochenspiegel Team Manthey (WTM) in diesem Jahr keine Angelegenheit für schwache Nerven, sondern ein echtes Wechselbad der Gefühle. Herausragenden Erfolgserlebnissen folgten ebenso niederschmetternde, frustrierende Momente.

WTM-Racing trat bei der Saisonhöhepunkt der Langstreckensaison auf dem Nürburgring mit der gewohnten Fahrerbesetzung an: Georg Weiss, Peter-Paul Pietsch, Michael Jacobs und Dieter Schornstein. Nach dem bemerkenswerten Trainingsrang 5 fuhr der Wochenspiegel-Porsche 997 GT3 von Rennbeginn an der Spitze mit, lag mehrere Runden sogar in Führung. Nach zwei Stunden fiel das Team aufgrund einer unverschuldeten Kollision bis auf Rang 80 zurück. Die anschließende Aufholjagd führte das Quartett wieder bis auf Platz 15 nach vorn. Das endgültige Aus kam dann in den frühen Morgenstunden durch ein Getriebeproblem.

Das Training

Beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen durften die schnellen Fahrzeuge im Training zunächst einmal allein auf die Strecke. Die meisten Teams nutzten die frei Runde, um ihre Bestzeit zu fahren. Auch Michael Jacobs fuhr im ersten Umlauf eine Bestmarke, mit der im Team keiner wirklich gerechnet hatte. Die 8.43,082 Minuten für die 25,378 Kilometer lange Strecke reichten zunächst für Startplatz 5. Da weder im weiteren Training noch in der Abendsitzung die Zeiten an der Spitze weiter verbessert wurden, konnte der Wochenspiegel-Porsche diese Position auch in der Startaufstellung einnehmen.

Ein erster Rückschlag erfolgte allerdings im zweiten Zeittraining. Bereits nach der zweiten Runde kam der Porsche zurück in die Box. Der dritte Gang machte Probleme. Damit war das Training beendet. Das Getriebe wurde ausgebaut und zur Reparatur in die Manthey-Werkstatt nach Meuspath geschafft. Am Rennsamstag stand der WTM-Porsche wieder rennbereit in der Box.

Georg Weiss
„So weit vorne haben wir mit unserem Wochenspiegel-Porsche noch nie gestanden. Unser Ziel war es, unter die schnellsten 20 zu kommen. Das haben wir geschafft.  Das Getriebe konnte repariert werden, jetzt hoffe ich auf eine Zielankunft.“

Peter-Paul Pietsch
„Der Wagen geht wirklich großartig. Aber es gibt immer noch einige Kleinigkeiten, die wir verbessern können. Aber es war schon eine starke Vorstellung.“

Michael Jacobs
„Meine Runde war wirklich. Mit so einem guten Startplatz hätte ich nicht gerechnet. Zumal ich auch noch von einigen Konkurrenten behindert wurde.“

Dieter Schornstein
„Für mich war es im Training nur wichtig, mich weiter an den Wochenspiegel-Porsche zu gewöhnen. Das Auto wird in dieser Saison immer schneller.“

Das Rennen

Startfahrer war in diesem Jahr Peter-Paul Pietsch. Er konnte seinen Position sofort verbessern, als der Manthey-Porsche von Bernhard/Lieb/Dumas/Tiemann nach der Einführungsrunde zur Reparatur an die Box fuhr. Nachdem der Land-Porsche mit einem Reifenschaden zurückgefallen war und sowohl die Zakspeed-Viper und der Alzen-Porsche vorzeitig zum Tanken in die Boxengasse abgebogen waren, übernahm Pietsch bis zum ersten Stopp die Führung im 24-Stunden-Rennen.

Auch der Michael Jacobs als zweiter Fahrer konnte sich weiter in der Spitzengruppe halten. Zwar musste er die Führung an den Hisaq-Porsche abgegeben, lag aber weiter komfortabel an Position zwei. Bis zur 17. Runde als Jacobs auf eine Gruppe langsamer Fahrzeuge aufschloss. „Ich habe mich den Autos langsam genähert, um vorsichtig zu überholen, als plötzlich ein Wagen ausgeschert ist. Ich hatte keine Chance.“ Der Weg zurück in die Box dauerte lang, da durch den Frontschaden zwischenzeitlich die Haube aufgegangen war. Die Manthey-Crew arbeitete vorbildlich und schnell, trotzdem waren rund 30 Minuten vergangen, ehe der Wochenspiegel-Porsche wieder auf die Rennstrecke zurückkehrte.

Von Platz 80 arbeitete sich das Team in der Folge wieder nach vorn. Kurz nach Mitternacht war der Wagen schon wieder unter den besten 20 zu finden. Pietsch: „Die Bedingungen im Dunkeln waren schwierig, da zeitweise Regen einsetzte. Allerdings nie auf der gesamten Strecke, sondern immer nur in einzelnen Teilabschnitten. Man musste höllisch aufpassen, um keinen Fehler zu machen.“

WTM-Racing meisterte auch diese Bedingungen und fand sich am frühen Morgen bereits auf Rang 15 wieder, als Pietsch bereits nach einer Runde wieder die Box ansteuerte. „Der dritte Gang machte derart laute Geräusche, das man Angst um das Getriebe haben musste.“ Gemeinsam entschied das Team, aus Sicherheitsgründen aufzuhören. Georg Weiss: „Das Risiko war zu groß. Wenn bei voller Fahrt das Getriebe kollabiert, kann viel passieren. Da machen wir lieber Schluss.“ Ende einer Dienstfahrt in der Eifel nach 19.35,51 Stunden und 103 Runden.

Georg Weiss

„Es hätte so schön werden können, aber es sollte wohl nicht sein. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, dass der Wochenspiegel-Porsche wirklich schnell ist. Im nächsten Jahr nehmen wir halt einen neuen Anlauf.“

Peter-Paul Pietsch

„Ich habe am Anfang gar nicht mitbekommen, dass ich in Führung lag. Das Auto fuhr wunderbar und ich konnte das Tempo an der Spitze locker mithalten.“

Michael Jacobs

„Obwohl ich die Kollision nicht verhindern konnte, fühle ich mich als Depp. Warum müssen mir immer diese Sachen passieren.“

Dieter Schornstein

„Es ist immer frustrierend beim 24-Stunden-Rennen nicht die Zielflagge zu sehen. Uns bleibt nichts anderes übrig als nach vorn auf das nächste Rennen zu schauen.“